Netzwerken lohnt sich doch!
Man trifft sich in Koordinierungskreisen, Runden Tischen, AGs, Beiräten, Kuratorien und Konferenzen. Doch manchmal stellt sich unweigerlich die Frage, ob die zwei Stunden wertvolle Arbeitszeit plus Anfahrt sich tatsächlich gelohnt haben. Nach meiner Erfahrung ist das nicht immer so, man lernt aber mit der Zeit, die richtigen Gruppen und Anlässe für sich zu eruieren. Und wenn ihr keine Zeit habt, regelmäßig zum Stadtteiltreff zu gehen, weil der mit Euren Arbeitszeiten kollidiert oder ihr spät abends müde seid - nutzt Fortbildungen für den Fachaustausch! Auch hieraus können sich interessante Kontakte ergeben, auf die ihr an anderer Stelle nochmal zurückgreifen könnt. Nicht für jeden ist der sozialräumliche Bezug entscheidend.
Wieso überhaupt Netzwerken?
Ein großer Bestandteil meiner Aufgabe als Kita-Kulturlotsin ist es, Netzwerkarbeit in ausgewählten Sozialräumen Hamburg Nords zu leisten und mit den für meine Arbeit relevanten Akteuren in den Austausch zu kommen. Über den Austausch mit Leitungskräften, Sozialmanagerinnen, Pädagogen und Sachbearbeiterinnen aus Behörden habe ich eine umfassende Sicht auf eine komplexe und vielseitige Gesamtsituation erhalten. Es hilft uns selten weiter, wenn jeder innerhalb seiner Handlungsschablone arbeitet – der berühmte Blick über den Tellerrand schon eher. Für meine Arbeit im Sozialraum ist es wichtig, diesen auch zu verstehen – inklusive der hier tätigen Stakeholder.
Geeignete Kooperationspartnerinnen und -partner suchen und finden
Besonders in großen, offenen Netzwerken sitzen teilweise sehr unterschiedliche Leute mit unterschiedlichen Interessen. Hier gilt es, wachsam zu sein und sich die Positionen der Anwesenden gut anzuhören. Ich saß schon in Runden, in denen gefühlt 90% des Gesagten für meine Arbeit irrelevant waren. Doch konnte ich die Anlässe immer wieder nutzen, um im Anschluss mit einzelnen Menschen in den Kontakt zu treten. Dann ist es gut, die Visitenkarte griffbereit zu haben und zeitnah wieder ins Gespräch zu gehen.
Selektieren
Nicht jedes ansprechend klingende Netzwerk ist für die eigene Arbeit relevant. Manchmal sind solche Teilnahmen mit Wegzeiten verbunden, nicht immer ist die Agenda ansprechend. Dann hilft es, sich zu fragen, welchen Unterschied es macht hinzugehen oder wegzubleiben. Hierbei würde ich auch differenzieren, um welche Art es sich handelt: im Netzwerk für Kinder in Groß Borstel gehöre ich zum „harten Kern“ und entscheide daher nicht nur anhand der Agenda, ob ich komme oder nicht. In großen Kreisen wie Quartiersbeiräten, welche ich nicht aktiv mitgestalte, schaue ich, dass ich mich regelmäßig sehen lasse, wäge aber auch ab, inwieweit meine Teilnahme einen Mehrwert darstellt.
Das Gute ist: Mit der Zeit gewinnt ihr ein Gefühl dafür, welche Netzwerkaktivitäten sich lohnen. Dies ist auch abhängig davon, wieviel ihr selbst einbringen könnt. Je präsenter ihr dabei seid, desto mehr wird eurem Thema Aufmerksamkeit geschenkt. Wenn ihr mal viel um die Ohren habt, überlegt euch, ob ihr selbst gehen müsst oder ob euch jemand vertreten kann. Doch selbst wenn man bei einer Veranstaltung mal nicht so viel beitragen kann, lohnt sich der Blick auf die Teilnehmerliste: oft sind es die Flurgespräche in der Pause oder nach der Veranstaltung, wo sich gute Kontakte ergeben.
Oft erfahre ich in den Austauschrunden beiläufig sehr hilfreiche Informationen, an die ich eher zufällig oder nach stundenlanger Recherche gekommen wäre. Neben dem Erfahrungsaustausch zu bestimmten Themen kann man sich gegenseitig aushelfen (z.B. mit Material, räumlichen oder personellen Kapazitäten).
Das Ziel nicht aus den Augen verlieren - Konkrete Vereinbarungen treffen
In der Regel haben Arbeitsgruppen ein gemeinsames, übergeordnetes Ziel im Sinn. Sich hierüber zu verständigen ist sehr wichtig. Doch geht niemand zufrieden nach Hause, wenn zwei Stunden geredet wurde, aber sich nichts weiteres ergeben hat - es sei denn, der reine Erfahrungsaustausch steht im Fokus. Deshalb sollte man stets versuchen, möglichst konkrete, kurzzeitige Schritte zu setzen. Das übergeordnete Ziel muss entsprechend heruntergebrochen und operationalisiert werden. Wenn es keine Prozessbegleitung oder Koordination gibt (etwa bei losen Netzwerken), sollte jemand bestimmt werden, der moderieren kann.
Mein eigenes Netzwerk
Ende 2017 habe ich den Impuls zweier Kitas aufgriffen und ein Kita-Netzwerk im Sozialraum Groß Borstel gegründet. Durch den guten Kontakt zu den Leitungen konnte ich schon einige Kinder in Kitas im Stadtteil unterbringen. Der Austausch mit den Leitungen hilft mir auch zu verstehen, welche Themen bei den Kitas gerade brennen und wie ich sie am besten unterstützen kann. Durch den Besuch von Kooperationspartnern oder wichtigen Stakeholdern in der Leitungsrunde bringen sich immer wieder neue Sichtweisen ein – das schafft Verständnis auf beiden Seiten.
Welche Erfahrungen hast du mit dem Netzwerken gemacht?
Hast du ein gut funktionierendes Netzwerk, von dem wir noch lernen können? Lass uns daran teilhaben!
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