Die Rolle des Bundes am Internationalen Tag des Kindergartens
In Deutschland ist dieser Tag besonders relevant, da die Herausforderungen in der frühen Bildung aktuell hoch sind und mit einer wichtigen Entwicklung auf Bundesebene zusammenfällt – den Veröffentlichungen des Letter of Intent der Familienministerinnen- und -ministerkonferenz zur Weiterentwicklung der Kita-Qualität und dem Bericht der AG Frühe Bildung „Gutes Aufwachsen und Chancengerechtigkeit für alle Kinder in Deutschland – Kompendium für hohe Qualität in der frühen Bildung“.
Der Letter of Intent und der Bericht, veröffentlicht vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), markieren einen entscheidenden Schritt in Richtung einer verbesserten Qualität in deutschen Kitas. Sie geben einen Einblick, was sich in dem Bereich bewegen muss und wer Verantwortung übernimmt. Eine gemeinsame Absicht der Bundesländer und des Bundes, um die Qualität der frühkindlichen Bildung und Betreuung zu erhöhen wird erkenntlich, jedoch bei genauer Betrachtung in keiner Weise konkret.
Die aufgeführten Erkenntnisse sind bereits seit langem bekannt:
Für eine ganzheitliche und individuelle Förderung, die den Bedürfnissen jedes einzelnen Kindes gerecht wird, bedarf es einer Verbesserung der Betreuungsrelation. Dazu braucht es insbesondere eine Professionalisierung und Qualifizierung der Fachkräfte mit der Möglichkeit zu Fachkarrieren und einer verbesserten Fort- und Weiterbildung. Eine bessere Fachkraft-Kind-Relation, die zeitliche Berücksichtigung von mittelbarer Pädagogik und Ausfallzeiten, sowie die verbesserte Anleitung und Qualifizierung der Leitungen sind nur einige notwenige Stellschrauben, die Wirkung erzielen.
Die Sprachliche Bildung und Sprachförderung nimmt einen besonderen Stellenwert in den gesellschaftlichen Diskussionen und in dem Bericht ein und hat durch das Bundesprogramm „Sprach-Kita“ große Erfolge erzielt. Auch in diesem Kompendium wird die Bedeutung der Fachberatungen und der „Fachkräfte-Sprache“ für ein chancengerechtes Aufwachsen hervorgehoben.
Bei den Bedarfsgerechten (Ganztags-) Angeboten stehen die Bundesländer noch vor enormen Herausforderungen. Während Hamburg den Ganztag bereits seit längerem im Fokus hat, stehen andere Bundesländer noch ganz am Anfang. Aktuell stehen hier die quantitativen Ausbauziele im Fokus, jedoch zeigen uns Hamburg und die übergreifenden Erfahrungen aus dem Kita-Bereich auf Bundesebenes auch, dass die Qualität bereits jetzt in Fokus rücken muss.
Wozu sind denn nun der Bericht und der Letter of Intent gut?
Der Bericht setzt die richtigen und wichtigen Zeichen für die benötigten qualitativen Schritte. Die Erkenntnisse sind weder neu oder überraschend, jedoch sind sie aktuell besonders wichtig und dringend. Denn der Bericht und der gemeinsame Brief der Familienministerinnen und -minister zeigen auch das große Dilemma: Aktuell fehlt der Mut und ein Bekenntnis die nötigen Maßnahmen zu ergreifen und umzusetzen.
Einige Bundesländer möchten sich bei der Definition von Qualität nicht reinreden lassen, benötigen jedoch das Geld vom Bund. Der Bund wiederum bekennt sich nicht seiner Verantwortung für eine qualitative frühe Bildung und hat weniger Geld zur Verfüfung. Da erscheint das Signal eines Letter of Intent doch sehr vage und verbindet sich mit der Frage an wen sich dieser dann eigentlich richtet? An die Kinder, Familien, Fachkräfte, Träger und Kommunen wohl eher nicht. Es scheint eher ein Hilferuf der Minster:innen-Konferenz selbst zu sein, um die Bundesregierung, und den Finanzminister im speziellen, wachzurütteln.
Die Frühe Bildung braucht mutiges Handeln und keine Absichtserklärung
Der Internationale Tag des Kindergartens am 21.4. und eine fast 200-jährige Geschichte des Kindergartens zeigen, wie wichtig es ist, in die Zukunft unserer Kinder zu investieren. Die Beteiligung des Bundes an der Weiterentwicklung der Kita-Qualität ist ein nötiger Schritt auf diesem Weg und im Koalitionsvertrag fest verankert. Nun ist es an der Zeit, dies auch in konkrete Maßnahmen umzusetzen!
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