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Praxis-Check: Gesundheitsleitfaden für Hamburger Kindertagesstätten

Der Gesundheitsleitfaden, der im März 2019 veröffentlicht wurde, gibt einen Überblick über die gängigen Infektionskrankheiten und dient als Unterstützung, im Um-gang mit Infektionskrankheiten im Kita-Alltag. Wir haben mit einer Kita-Leitung über ihren ersten Eindruck gesprochen.

Annkatrin Eschler, Leitung der elbpiraten, berichtet über ihre ersten Erfahrungen mit dem Gesundheitsleitfaden . Die Kneipp-Kitas der elbpiraten sind auf das Thema Gesundheit spezialisiert und die pädagogische Arbeit der elbpiraten ist von den Grundsätzen der Gesundheitslehre von Sebastian Kneipp und dem vom Kneipp-Bund e. V. entwickelten Kneipp-Gesundheitskonzept für Kitas geprägt. Nicht nur aufgrund der konzeptionellen Ausrichtung hat sich Annkatrin Eschler intensiv mit dem Gesundheitsleitfaden beschäftigt, sondern auch, weil es im vergangen Jahr zu Uneinigkeiten zwischen ihr, dem Gesundheitsamt und den Kinderärzten zum Thema Impfnachweis kam. Dadurch ist bei ihr der Wunsch nach einer allgemeingültigen Richtlinie im Umgang mit Infektionskrankheiten gewachsen. Schon zum damaligen Zeitpunkt war sie der Auffassung, dass ein offizieller Leitfaden von der Stadt Hamburg die Uneinigkeit zwischen ihr, dem Gesundheitsamt und den Kinderärzten schnellstmöglich hätte auflösen können.

Nun war es endlich soweit und die Stadt Hamburg hat im März 2019 den Gesundheitsleitfaden für Hamburger Kindertagesstätten veröffentlicht.

Was sagt Annkatrin Eschler zum Gesundheitsleitfaden? Werden ihre Erwartungen erfüllt?

Bildquelle: Hamburg.de

Zunächst ist sie der Auffassung, dass der Gesundheitsleitfaden eine gute fachliche Grundlage bietet. Durch die klar formulierten Regelungen zum Umgang mit Infektionskrankheiten, die nur wenig Interpretationsspielraum lassen, fällt es ihr leicht sich gegenüber Eltern, Mitarbeitenden, Kinderärztinnen und -ärzten sowie Behörden positionieren zu können. Kurzum hat sie das Gefühl, dass der Gesundheitsleitfaden ein Medium ist, das allen Akteuren in der Kindertagesstätte Orientierung und Sicherheit vermittelt.
Darüber hinaus sieht sie einen großen Vorteil darin, dass alle wichtigen Informatio-nen zum Umgang mit Infektionskrankheiten in einem Heft vermerkt sind. Die Zeiten, in denen man sich diese Informationen aus verschiedenen Dokumenten und Büchern zusammensuchen musste, sind vorbei. Auch erlebt sie es als sehr positiv, dass der Gesundheitsleitfaden, neben der Vermittlung von medizinischen und rechtlichen Informationen, auch eine Haltung zum Thema Infektionskrankheiten vermittelt.

Ihr Fazit: Der Gesundheitsleitfaden …

  • ist mit einem höheren zeitlichen Aufwand für alle Akteure verbunden, dennoch ist er ein Zugewinn für Hamburger Kitas.
  • bietet fachliche Orientierung und Sicherheit im Umgang mit Infektionskrankheiten.
  • unterstützt dabei klare Position gegenüber Eltern, Kinderärzten, Mitarbeitenden und Behörden zu beziehen
  • unterstützt bei der Aufklärung von Eltern und Mitarbeitenden rund um das Thema Infektionskrankheiten

Blick in die Praxis der elbpiraten nach Einführung des Gesundheitsleitfadens:

Insgesamt findet ein intensiverer Austausch mit Eltern, Fachkräften und dem Gesundheitsamt rund um das Thema Infektionskrankheiten statt. Schon im Eingangsgespräch mit den Eltern weisen die elbpiraten auf den Gesundheitsleitfaden hin. Auch werden die Eltern darauf aufmerksam gemacht, dass eine aktuelle Kopie des Impfausweises, die Trennkarte aus dem U-Heft oder eine Bescheinigung über die Impfberatung vom Kinderarzt in der Kita zu hinterlegen ist. Um Informationen zum aktuellen Impfstatus der Kinder zu erhalten, versenden die elbpiraten 2x im Jahr eine Erinnerungsmail mit der Bitte den aktuellen Impfstand des Kindes bei der Kita zu melden.

Über Gesundheit im Gespräch bleiben

Wir von Kindermitte denken, dass der Gesundheitsleitfaden eine Hilfestellung dafür bietet, wie das Infektionsschutzgesetz in der Praxis umgesetzt werden kann. Aber: Der Leitfaden entbindet Fachkräfte und Eltern nicht davon, miteinander im Gespräch zu sein. Sie stehen vor der Herausforderung , die individuellen Bedürfnisse des Kindes nach Ruhe und Genesungszeit zu erkennen, und eine am Kind orientierte Antwort zu finden.
Besonders hilfreich ist der Gesundheitsleitfaden bei Infektionskrankheiten, die zum ersten Mal in der Einrichtung auftreten, denn dort sind alle Informationen über die Krankheit, die Inkubationszeit, die Ansteckungszeit, der Ausschluss von Kon-taktpersonen, Wiederzulassung nach Erkankung und Hinweise zur Hygiene und zur Vorbeugung zu finden. Außerdem gibt er den Einrichtungen einen guten Überblick über alle gängige Infektionskrankheiten, gesetzliche Grundlagen, wichtige Adressen und dient als Sicherheit im Gespräch mit den Eltern. Auch für die Eltern sollte der Gesundheitsleitfaden ausliegen. Sie können dort nachlesen, welche Infektionskrankheiten es gibt und wann ein Kind nach einer Erkrankung wieder die Kita besuchen darf. Denn kranke Kinder gehören nicht in die Einrichtung.

Das Gespräch führten Stefanie Werner und Jaco Janocha.

Welche Erfahrungen hast du mit dem Gesundheitsleitfaden für Hamburger Kindertagesstätten gemacht? Schreibe uns gerne, welche Entlastungen der Leitfaden aber auch welche Herausforderungen das Infektionsschutzgesetz in deinen Augen mit sich bringt.

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