Position: Kinder brauchen Zeit für Eingewöhnung
Kindern einen guten Start in den Kita-Alltag zu ermöglichen ist einer der entscheidenden Eckpfeiler für gute Qualität in der Kindertagesbetreuung. Die Hamburger Bürgerschaft hatte deshalb am 30. März 2022 per Drucksache 22/7627 den Senat ersucht, die Eingewöhnungsphase in der Kita auf bis zu sechs Wochen verlängern.
Familien hatten damit schon sechs Wochen bevor sie in den Beruf zurückgekehrt sind Anspruch auf einen Kita-Gutschein für so viele Stunden, wie sie benötigen werden, wenn sie wieder berufstätig sind. Begründet wurde die verlängerte Eingewöhnung mit den in der Pandemie fehlenden vorlaufenden Angeboten wie Krabbelgruppen.
Die zuständige Staatsrätin Petra Lotzkat empfiehlt der Bürgerschaft, die verlängerte Eingewöhnung nicht fortzusetzen.
Kindermitte e.V. spricht sich gegen das Votum der Staatsrätin aus, weil die Rückkehr zur einmonatigen Eingewöhnung nicht im Sinne der Kinder und ihrer Familien ist. Aus einer Krise heraus wurde etwas geschaffen, was allen Hamburger Kindern einen besseren Start in die Kindertagesbetreuung ermöglicht.
Noch immer sind viele Kinder, Eltern und Fachkräfte von besonders vielen Infekten betroffen, sodass die Eingewöhnungsphase immer wieder durch Krankheit unterbrochen wird oder nicht so intensiv begleitet werden kann, wie von der Kita gewünscht und geplant. Auch ohne Unterbrechung benötigen viele Kinder mehr als vier Wochen, um behutsam an die Betreuung im bedarfsentsprechenden Umfang (das können je nach Berufstätigkeit der Eltern sechs bis zwölf Stunden pro Tag sein), herangeführt zu werden.
Expert:innen weisen seit Jahren darauf hin, wie wichtig gute Übergänge für Kinder sind. Die Eingewöhnung wieder zu verkürzen widerspricht entwicklungspsychologischen Erkenntnissen. Es gilt vor allem, die Eingewöhnung für Kinder gut und kindgerecht zu gestalten. Das bedeutet, sie mit möglichst wenig Druck vertrauensvoll in eine für sie völlig neue Welt zu übergeben.
Wir ersuchen die Bürgerschaft, die Eingewöhnungsphase für Kinder für Tagespflege oder Kita dauerhaft auf mindestens sechs Wochen zu erhöhen.
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Das Positionspapier zum Download:
Position Eingewöhnung
Kommentare
Sehr geehrte Damen und Herren,
Wir sehen das Modell ebenfalls als positiv für die Kinder und Familien an. Wir beobachten immer wieder, dass viele Kinder eine längere Eingewöhnungszeit benötigen und die Eltern seitens des Arbeitgebers bzw. durch das Elterngeld Druck verspüren, den sie automatisch auf die Kinder übertragen. Die Eingewöhnungszeit, die so wichtig ist für die Kleinen, wird dann zu einem “Schnelldurchlauf”, damit die Eltern wieder arbeiten gehen können, damit sie Geld verdienen. Wir sprechen uns also ebenfalls für eine verlängerte Eingewöhnungsphase aus.
Während der Pandemie wurde sowohl den Eltern , Kindern und Einrichtungen unbürokratisch entgegengekommen und die Möglichkeit geschaffen, dass die Kita Eingewöhnungszeit von vier auf sechs Wochen verlängert wird. Dies nicht “per Gießkannenprinzip”, sondern individuell per Antrag.
Die Pandemie mag zu Ende sein, die Folgen aber noch (lange) nicht.
Die Entscheidung diese Lösung einfach auslaufen zu lassen, ist nur schwer nachvollziehbar. Vor allem nichts aus Sicht der Kinder, Eltern und Einrichtungen. Daher wäre es sehr wünschenswert, wenn diese Möglichkeit weiterhin gewährt wird. Im Sinne aller Betroffenen. Hamburg hat mit Sicherheit ein Herz für Kinder, es darf nicht am Geldbeutel scheitern.
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